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Der Brechreiz eines Hottentotten

Ein James-Joyce-Alphabet von Aal bis Zahl

Autoren: Kurt Palm
Verlag: Löcker Verlag, Wien, 2003
Gattung: Prosa | Veröffentlichungstyp: Buch

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Textproben:

...In Triest zogen Joyce und Nora nach einem Kurzaufenthalt in einer Wohnung auf der Piazza Ponterosso am 1. Mai 1905 in die Via San Nicol? 30, das Haus neben der Berlitz School. Die Wohnungssuche hatte sich schwierig gestaltet, da Nora schwanger war und die beiden in "wilder Ehe" lebten. An Stanislaus schrieb er: "Ich habe große Schwierigkeiten, ein Zimmer zu bekommen, da die Wirtinnen uns die kalte Schulter zeigen sobald sie Noras Zustand bemerken: aber ich schere mich einen Dreck von Fluch unseres Erlösers um das, was irgendjemand tut oder was geschieht." Hier sei angemerkt, daß der achtmalige Wohnungswechsel während Joyces zehnjährigem Triest-Aufenthalt weder etwas mit Noras zweimaliger Schwangerschaft noch mit der Art und Weise ihres Zusammenlebens zu tun hatte, sondern schlicht und einfach darauf zurückzuführen war, daß Joyce die MIete nicht bezahlen konnte. Joyce stzte also in Triest eine Tradition fort, die ihm aus Dublin bestens bekannt war. Der einzige Unterschied war nur, daß in Triest der Haushaltsvorstand nicht John Stanislaus Joyce hieß, sondern James Joyce. Gemeinsam war beiden, daß sie zwar nicht mit Geld umgehen konnten, dafür aber sehr gerne tranken. Neben seiner Tätigkeit als Sprachlehrer bemühte sich Joyce, durch verschiedene - zum Teil obksure - Aktivitäten, zusätzliche Geldquellen zu erschließen. Einmal nahm er an einem komplizierten Rätselwettbewerb teil, bei dem es 250 Pfund zu gewinnen gab, sandte aber die Lösung einen Tag zu spät ein; dann versuchte er sich - mit wenig Erfolg - als Importeur von irischem Foxford-Tweed, und schließlich dachte er wie bereits in Dublin daran, eine professionelle Sängerkarriere einzuschlagen. An Stanislaus schrieb er: " Ich lerne jetzt definitiv fürs Theater. Sinico, ein hiesiger Maestro, sagt mir, ich könnte in zwei Jahren so weit sein." Obwohl Guiseppe Sinico ein anerkannter Gesangslehrer war und viel von Joyces Stimme hielt, wurde auch dieser Plan bald wieder fallengelassen. Wenige Tage, bevor Nora in der Via San Nicol? 30 ihr erstes Kind zur Welt brachte, zog Joyce in einem Brief an Stanislaus eine Art Zwischenbilanz über seinen bisherigen Aufenthalt in der Fremde: " Ich habe in diesen neun Monaten ein Kind gezeugt, 500 Seiten meines Romans geschrieben, 3 meiner Erzählungen geschrieben, Deutsch und Dänisch einigermaßen gut gelernt, außerdem die (für mich) unerträglichen Pflichten meines Berufs erfüllt und zwei Schneider übers Ohr gehauen". Im selben Brief klagte er seinem Bruder aber auch sein Leid über Triest: "Vor allem anderen muß ich Dir sagen, daß Triest die grobschlächtigste Stadt ist, in der ich je gewesen bin..."

Auszug aus dem Kapital "La nostra bella Trieste!" / 2003

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