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Die veruntreute Erde

Roman

Autoren: Edmund Schöngruber
Verlag: Rudolf Trauner Verlag, Linz, 1976
Gattung: Prosa | Veröffentlichungstyp: Buch

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Der Luser weiß keinen Tag in seinem Leben zu nennen, an welchem ihm der Weg heimzu so beschwerlich gefallen wäre wie heute. Draußen im Markte Gardaun am Bauamt waren die Würfel gefallen, und was dem Luser bereits Gewißheit war, sollten die anderen Münzer erst später erfahren. Der Werker Saturner ertränkt die Münz! Dort, wo heute Höfe stehen, Menschen hausen, wird es nach dem Willen des Saturner nichts als Wasser geben. Geht es nur um Hab und Gut, wenn irgendwo auf der Welt ein karger Fleck Erde einer Bauernhand entzogen wird? Die am Bauamt deckten die Einwände des Luser mit baureifen Plänen für das Stauwerk zu. Und die Leute in der Münz reagieren unterscheidlich. Manche - wie der Pfalfenmüller - wittern das große Geschäft. Sie verkaufen ihren Grund, schlägern rücksichtslos den Wald, träumen von Seilbahnen und Fremdenverkehr. Andere wie Marelli, der Wirt, suchen die Bauern zu verlocken, es dem Palf gleich zu tun, auch sie sollten am kommenden Wohlstand jetzt schon mitnaschen. Nur der alte Luser stemmt sich gegen den Fortschritt. Er fürchtet die Entwurzelung. Dabei hat er den Zwist im eigenen Haus, da er seinem Sohn Mathe den Kauf des ersehnten Traktors verweigert. Niemand kann aus seiner Haut, und niemand kann vom Luser verlangen, daß er die Zügel schleifen läßt. Junge Rosse gehören ins Geschirr. Noch weiß er die Jungen eng mit Vieh und Wald verbunden, sie sind mit einbezogen in die lebendige Ordnung, haben bisher darin Ausgleich und Halt gefunden. Die Maschine ist unberechenbar, sie gibt sich als Spiel und hölt die Seele aus. Am Hof des Falkner, eines "studierten" Bauern, erfährt der Luser, daß Technik nicht notwendigerweise ein Fluch, sondern auch eine Aufgabe sein kann, und er wird nachdenklich. Am Rückweg aus dem Wald verfolgt den Luser das Grausen. Die Narren holzen alles ab. Denkt keiner von den Münzern weiter, als seine Nase langt? Geld steht ins Haus, viel Geld! Dafür muß der Wald sterben. Muß der Schutzwall daran glauben, der seit jeher das Münzer Land vor Wildbach und Lahn abgeschirmt hat. Wo ist sie geblieben, die Verantwortung? Die Rücksichtnahme auf die Nachwelt? Und würde die Lawine nicht auch das Stauwerk gefährden?

/ 1976

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