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Aus der Geschichte der Unterhaltungsmusik

Autoren: Erwin Einzinger
Verlag: Residenz Verlag, Salzburg, 2005
Gattung: Prosa | Veröffentlichungstyp: Buch

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Textproben:

...LEUTE WIE "LEADBELLY" (was soviel wie "Bleibauch" heißt...) oder Lightnin' Hopkins gehörten zu jenen schwarzen Sängern, die auch Van Morrison in seiner Kindheit immer wieder gehört hatte, weil sein Vater ein enthusiastischer* Sammler von Bluesplatten war. George Morrison arbeitete als Elektirker für die Belfaster Reederei Harland und Wolff, deren Schiffe vor allem für die Atlantikroute eingesetzt wurden und regelmäßig die bedeutendsten Häfen an der amerikansichen Ostküste anliefen. Damals war allerdings die große Zeit für diejenigen Hafenstädte an der Ostküste bereits vorbei, die ihren Aufsteig dem Walfang verdankten, welcher lange ein einträgliches Geschäft gewesen war. Als wichtiger Stützpunkt für die Walfänger hatte in jenen Jahren die Insel Nantucket östlich von Massachusetts gedient, wo heute viele Zweitwohnsitze von Reichen liegen. Auch der Seemann Edward Burdett stammte von dort her und befuhr elf Jahre auf einem Walfangschiff den Atlantik, bis er 1833 ertrank. Die Langeweile zahlloser ereignisarmer Stunden und Tage auf See mochte er sich - anders als viele seiner Kollegen, die sich lieber mit Kartenspielen die Zeit vertrieben und derbe Flüche ausstießen, wenn sie dabei verloren* - mit dem in einen Walzahn geritzten Abbild eines Dreimasters vertrieben haben. Sein derart kunstvoll verzierter Walzahn hat mittlerweile sogar Eingang in Publikationen über die Geschichte der amerikanischen Kunst gefunden. (Ein späterer Besitzer des Objekts verwendete den Zahn dann als Schnupftabakdose, die er mit einem silbernen Deckel und einem zierlichen Löffelchen zum Herausfischen des Tabaks ausstatten ließ. Sie gehört heute einem John F. Rinaldi aus dem Städtchen Kennebunkport an der Küste von Maine.)... *Enthusiasmus bedeutete bei den Griechen soviel wie "die Götter in sich tragen". *In solchen Augenblicken finde man Trost im Fluchen, schreibt der ungarische Essayist Laszlo F. Földenyi: Der Rückzug in einen Fluch spende Segen.

/ 2005

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