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Die Stadt Artena

Autoren: Kurt Klinger
Linz, 2003
Gattung: Lyrik | Veröffentlichungstyp: Literaturnetz

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Textproben:

Ein einziger/ hinaufjagender Blick/ folgt der Steilwand der Häuser/ als trügen sie den Berg,/ der sie trägt,/ mit aufgetürmtem Schwarz/ nach außen gekehrter Kerker./ Die am Fernblick erblindeten,/ aus Knochen geschnitzten/ Frauen und Männer/ vor ausgehölten Kirchen/ und Tavernen/ tragen handgewebte/ Flugpelerinen und/ erheben sich manchmal/ weit flatternd/ über die Türme/ der Zyklopenmauern -/ untötbare Galgenvögel/ im Tanz um wundertätiges Blut./ Die Ältesten der Alten,/ und das sind viele,/ ziehen sich an Halteseilen/ in eisernen Klammern/ über Falltreppen hinweg/ ruhelos die Gassen/ aufwärts und abwärts,/ um nicht mitgerissen zu werden/ in die fahlen Kurven/ des Gewitters,/ ds sich über die Ebene legt./ Wir haben das Verbot gehört,/ uns nicht umzuwenden,/ und haben es doch übertreten./ Kein Erdstoß war zu spüren,/ und doch waren plötzlich/ die Serpentinen der Lichterschreie/ ausgelöscht vom Massaker/ der Stürme./ Dort wo die Stadt lag/ war nichts mehr -/ nur die Erinnerung an ein Phantom,/ das Artena hieß/ und sich gegen den Himmel erhob/ als riesiger gottloser Altar.

/ 2002

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